Neue Jahrestagung
„Social Freezing“ der Gebärmutter – was ist das eigentlich?
Menstruation, Adenomyose, Endometriose, Myome, Hormonspirale, Antibabypille, GnRH-Antagonisten, Fertilität, Prävention
Oct 28, 2025
Der weibliche Körper ist biologisch auf Schwangerschaften und Stillzeiten ausgelegt – nicht auf jahrzehntelange monatliche Zyklen. Moderne Lebensweisen führen jedoch zu einer Verfünffachung der Menstruationszyklen, was die Gebärmutter langfristig belasten kann. Häufige Blutungen stehen im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Adenomyose, Endometriose oder Myomen und können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Eine kontrollierte Reduktion der Zyklen – etwa durch Hormonspirale, Pille oder GnRH-Antagonisten – kann die Gebärmutter schützen und deren biologische Alterung verlangsamen. „Social Freezing der Gebärmutter“ bezeichnet dabei kein Einfrieren im wörtlichen Sinn, sondern ein bewussteres Management der hormonellen Belastung über die Lebensspanne hinweg.
Priv.-Doz. DDr. Michael Feichtinger
Nach der Pubertät bereitet sich der weibliche Körper jeden Monat auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Während andere Säugetiere bestimmte Paarungszeiten haben, ist der Mensch grundsätzlich das ganze Jahr über fruchtbar. Noch im 19. Jahrhundert war die Menstruation – also die „Regel“ – jedoch eher die Ausnahme: Frauen waren ab der (damals später einsetzenden) Pubertät häufig schwanger oder stillten – insgesamt nur etwa 100–150 Zyklen im Leben. Heute sind es durch späteren Kinderwunsch, weniger Kinder und kürzere Stillzeiten bis zu 500 Zyklen – zusammengerechnet über sechs Jahre Menstruation.
Was viele Zyklen für die Gebärmutter bedeuten
Die wiederholte monatliche Vorbereitung kann langfristig ungünstige Veränderungen begünstigen – Adenomyose, Endometriose, Myome – und steht zudem mit einem höheren Risiko für Brustkrebs, bösartige Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut sowie Unfruchtbarkeit in Zusammenhang. Auch Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie, schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Frühgeburtlichkeit oder ungeplante Kaiserschnitte treten mit zunehmendem Alter häufiger auf.
Natürlichkeit – ein Missverständnis?
In der öffentlichen Wahrnehmung, besonders in sozialen Medien, gilt die monatliche Blutung oft als „natürlich“ und per se positiv; Medikamente zur Unterdrückung werden dagegen kritisch gesehen. Ein regelmäßiger Zyklus zeigt zwar einen funktionierenden Hormonhaushalt, biologisch „natürlicher“ für den Menschen war historisch aber weniger oder gar keine Menstruation.
Optionen zur Zyklusreduktion
Medikamente, die die Menstruation reduzieren oder aussetzen, können die Alterung der Gebärmutter verlangsamen und vor altersassoziierten Erkrankungen schützen:
Hormonspirale
Antibabypille
Orale GnRH-Antagonisten
Diese Optionen sind präventiv gedacht und zielen auf eine Schonung der Gebärmutter durch weniger zyklische Belastung.
Für wen ist das besonders sinnvoll?
Jüngere Frauen mit Risikofaktoren wie sehr schmerzhaften oder starken Blutungen oder Verdacht auf Endometriose – hier kann eine hormonelle Langzeitverhütung erwogen werden.
Frauen zwischen 30 und 40, bei denen erste Alterszeichen der Gebärmutter (z. B. Adenomyose, beginnende Myome) erkennbar sind. In diesen Fällen kann eine hormonelle Behandlung die Alterung verlangsamen oder teilweise rückgängig machen – sofern Kinderwunsch besteht.
